(by Sarah und Lars)
Endlich nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir im März 2023 wieder nach Japan fliegen. In diesem ersten Teil des Reiseberichts soll es um die militärischen Motive gehen. Und die Reise begann auch gleich mit einem Highlight, der Air Show in Nagoya Komaki. Leider hatte der Wettergott gutes Licht nicht so für uns im Sinn an diesem Tag, das wurde erst am Folgenden besser. Die Reise ging dann weiter nach Akeno und Yao zur JGSDF. Zum ersten Mal besuchten wir die Marinebasis in Kanoya und auch die obligatorischen Besuche in Komatsu und Iruma fanden statt. Natürlich ging auch mal was schief, in Tsuiki war nichts los und so blieben nur 10.000 Schritte für die Fitness. Den Abschluss der Reise bildete Okinawa mit Naha und der USAF Base Kadena.
Wer unserer Seite schon einige Zeit folgt, der weiß, dass ein Besuch in Iruma zum Pflichtprogramm gehört. Auch wenn es auf dieser Tour erst im späteren Verlauf kam, so möchte ich doch mit dieser interessanten Base starten. Iruma liegt im weitesten Sinne am Stadtrand von Tokyo und ist mit Regionalzügen bequem zu erreichen. Einmal angekommen, kann man ein Taxi nehmen oder man ist gut zu Fuß unterwegs. Wir entschieden uns für die bequeme Variante. Da der Wind dieses Mal nicht so wollte wie wir, lernte wir eine neue Position am nordöstlichen Bahnende kennen. Neben der 2nd Transport Aviation Group (TAG) beheimatet Iruma noch die HQ Sqn, verschiedene Staffeln zur elektronischen Kriegsführung und die Flight Check Unit der JASDF. Somit findet man hier eine große Bandbreite an Typen und einige Einzelexemplare ganz besonderer Muster.
Das Bild oben zeigt eine Cessna Citation U-680A der Flight Check Squadron. Sie ersetzte in der Einheit die YS-11 nach vielen Jahrzehnten im Einsatz. Die noch verbliebenen U-125 der Einheit sehen auch einem nahen Ende entgegen und so wird die Citation bald der einzige Typ für diese Aufgabe sein. Überhaupt ist Iruma der einzige Platz in Japan an dem man noch fliegende NAMC YS-11 sehen kann. Diese gehören zur Electronic Warfare Operations Group und sind YS-11EB (ELINT). Sie haben Verstärkung bekommen und zwar durch das bisher einzige Exemplar der Kawasaki RC-2. Bei dieser Maschine handelt es sich um den umgebauten zweiten Prototyp des Transporters C-2.
Bei unserem Besuch hatten wir das große Glück auch das andere sehr spezielle Flugzeug der JASDF für die Elektronische Kriegsführung zu sehen, die EC-1 des Tactical Air Training Command. Eine Lockheed C-130H der 1st TAG aus Nagoya-Komaki war als Gastmaschine an diesem Tag vor Ort. Die HQ Sqn übte mit einigen T-4 auf lokalen Missionen und eine Gulfstream U-4 der 2nd TAG war an diesem Tag ebenfalls unterwegs. Dies ist ein durchaus ordentliches Programm für einen Tag in Iruma.
Die U-4, von denen die JASDF fünf Exemplare besitzt, wurden auf der Basis der Gulfstream IV entwickelt. Drei von ihnen sind als Mehrzweckflugzeuge bei der 2nd TAG und zwei fliegen als VIP-Transporter bei der HQ Sqn. Die Maschinen der 2nd TAG haben eine seitliche Frachtluke, über die man sperrige Güter oder aber auch Intensivpatienten einladen kann. Die 2nd TAG wird in nächster Zeit auch ihre Umstellung von der C-1 zur viel größeren C-2 abschließen. Zu diesen beiden Typen folgt dann mehr im Teil über die Airshow in Nagoya Komaki.
Verlässt man den Großraum Tokyo in Richtung Süden kommt man nach gut zwei Stunden im Shinkansen in die Region Kansai. Hier liegen die Wirtschaftsmetropolen Nagoya und Osaka und hier liegen auch einige der interessantesten Militärflugplätze. Einer davon ist Akeno, der größte Flugplatz der Ground Self Defence Forces. Vor einigen Jahren hatten wir ja schon einmal die Gelegenheit die Air Show dort zu besuchen. Diesmal hatten wir deutlich besseres Wetter und es gab auch ordentlich Bewegungen.
Unser wichtigstes Ziel war es, wenigstens ein Exemplar der neuen UH-2J vor die Linse zu bekommen. Bei der Subaru UH-2J handelt es sich um den Lizenzbau der Bell 412 in der militärischen Variante. Gebaut wird der Helikopter in Utsunomiya. Durch die Übernahme von Fuji Heavy Industries wurde Subaru nun auch Flugzeughersteller. Das Werk in Utsunomiya blickt auf eine lange Tradition zurück, dort wurden schon die Vorgänger die UH-1J und Japans erstes Jetflugzeug die Fuji T-1A/B gebaut.
Die Stadt Yao liegt im Ballungsraum Osaka und wird deshalb oft nicht als eigenständige Stadt gesehen. Für japanische Verhältnisse ist sie mit rund 250.000 Einwohnern auch eher klein. Der Flughafen der Stadt ist aber der größte Flugplatz für GAT im Land. An seiner Ostseite liegt die sehr überschaubare Militärbasis der Armee. Seit dem Weggang der CH-47 nach Akeno sind hier "nur" noch UH-1J stationiert. Mit ein bisschen Laufen findet man sehr gute Fotomöglichkeiten in einem Gewerbegebiet und dem angrenzenden Feld. Viel war bei unserem Besuch nicht los, wir hatten aber auch nicht mit übermäßiger Action gerechnet.
Besucht man den Platz muss man sich ganz klar entscheiden, ob man militärische oder zivile Luftfahrt machen will. Der Flugplatz ist in der Realität viel größer, als er auf der Karte wirkt. Steht man am Bahnende, dann sieht man die Hubschrauber von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst nur weit in der Ferne. Diese kommen auch nicht über die Hauptlandebahn, sie fliegen direkt ihren Heliport an. Ansonsten gibt es einige Bewegungen der örtlichen Flugschulen und privater Kleinflugzeuge.
Da wir sonst meist im Herbst nach Japan reisen, hatten wir bisher nicht die Chance die Show in Nagoya Komaki zu besuchen. Die JASDF-Basis Komaki ist einer der ältesten und interessantesten Flugplätze des Landes. Heute sind dort die Transport- und Tankmaschinen des 1st TAG und eine Air Rescue Unit stationiert. Aus diesem Grund fanden sich im Static Display Flugzeuge, die man sonst auf den Air Shows nicht antrifft. Dabei waren sehr alte Muster wie die Kawasaki C-1 und mit der Boeing KC-46A Pegasus brandneue Flieger. Ein absolutes Highlight war die Shin Maywa US-2 der Marineflieger aus Iwakuni. Flugboote sind heute ja eher eine Randerscheinung, weshalb es auch keine Exportkunden für das beeindruckende Gerät gibt.
Im Flugprogramm gab es neben den C-130H und KC-767 der beiden Heimatverbände die F-2 der ADTW aus dem benachbarten Gifu, die CH-47J aus Iruma, eine Rettungsdemonstration und ein abgespecktes Display der Blue Impuls. Dies war wohl, so erzählten es uns lokale Spotter, auf massive Lärmbeschwerden der angrenzenden Gemeinden zurückzuführen. Für die japanischen Besucher war sicher ihr Regierungsflieger am interessantesten. Die Boeing 777-300ER der 701 Hikotai reiste aus Chitose auf Hokkaido an.
An dieser Stelle noch einige Sätze zum bevorstehenden Ende der Kawasaki C-1 in der JASDF und ihren Ersatz. Die mittelgroßen Transporter C-1 sind jetzt schon über ein halbes Jahrhundert alt, der Erstflug war 1970. Ebenso alt sind auch die Triebwerke JT8D von Pratt & Whitney, welches ebenso in der Boeing 727 und Boeing 737-100/200 zum Einsatz kam. Mit nur 30 m Länge ist sie auch eher ein kleines Flugzeug. Dies sieht bei der neue C-2 schon deutlich anders aus. Mit fast 44 m Länge ist sie nur wenig kürzer als der Airbus A-400M. Bei einer Zuladung von 30 to kann sie 5.700 km weit fliegen. Dies übersteigt die Leistungen der Vorgängerin um ein Vielfaches. Das CF6-Triebwerk von GE findet man auch in der Boeing 767. Kawasaki nutzte Synergien aus der zeitgleichen Entwicklung des Seeaufklärers P-1 und gestaltete das Cockpit und die Tragflächen gleich. Lediglich die Anzahl der Triebwerke und damit verbunden der Bedienungselemente unterscheidet sich.
Die erste Einsatzmaschine kam mit einer Verzögerung von zwei Jahren im Juni 2016 zur 3rd TAG nach Miho. Dort gibt es inzwischen auch keine aktive C-1 mehr. Die verbliebenen Exemplare sind alle in Iruma stationiert. Mit dem Ausscheiden der letzten C-1 wird die C-2 dann auch sukzessive die C-130H in Komaki ersetzen. Auch sie sind inzwischen deutlich älter als die meisten Piloten, welche sie fliegen. Die Wartungsstunden, die für eine Flugstunde notwendig sind, lassen einen wirtschaftlichen Flugbetrieb fast nicht mehr zu. Wie lange die EC-1 als Plattform für die Elektronische Kriegsführung weiter betrieben wird ist noch nicht bekannt. Somit können Luftfahrtfans derzeit noch hoffen, sie bei einem Besuch in Iruma vor die Linse zu bekommen.
Ganz im Süden der Hauptinsel Kyushu liegt die Provinz Kagoshima. Über der Stadt thront einer von Japans aktivsten Vulkanen, der Sakurajima. Die Stadt liegt am südlichsten Ende des Shinkansennetzes. Ab hier kommt man nur noch mit Bussen oder Leihwagen weiter. Wir entschieden uns für das Auto, da wir nur zwei Wochen für Japan Mainland geplant hatten und der Bus erst mittags in Kanoya ankommt und der letzte Bus zurück schon am frühen Nachmittag fährt. Leider öffnete auch die Autovermietung erst um 08:00 Uhr, hätten wir ihn mal am Abend vorher geholt. Es gibt zwei Fahrstrecken, eine über die Autobahn um die Bucht oder man benutzt die Fähre. Diese wäre sicher die schönere Tour gewesen, doch wir hatten ja Zeitdruck.
Unsere erste Station in Kanoya war das Museum der Marineflieger, die Ausstellung reicht bis zu den Anfängen zurück und widmet einen großen Teil den Kamikazefliegern. Kanoya gilt als Geburtsort der "Oka-Bombe", einem Fluggerät welches stark der deutschen V-1 ähnelt, jedoch bemannt war. Die Amerikaner nannten sie wenig liebevoll "Baka", das japanische Wort für Idiot. Wie viele dieser Bomben tatsächlich zum Einsatz kamen ist heute nicht bekannt. Ihr Erfolg war jedoch begrenzt, sie zerstörten lediglich ein einziges amerikanisches Kriegsschiff. Ansonsten finden sich im Museum Exponate aller Flugzeugmuster, die seit der Gründung 1954 bei der JMSDF im Einsatz waren.
Nach dem Museumsrundgang gingen wir an den Zaun. Die schwierigste Aufgabe besteht darin, sich zu entscheiden ob man Hubschrauber oder Flugzeuge fotografieren möchte. Beides geht eigentlich nicht. Wir begannen mit den Hubschraubern und parkten auf dem Parkplatz einer riesigen Pachinkohalle. In Kanoya findet die Ausbildung aller Piloten für die Marineflieger des Landes statt. In der Basisausbildung wird der EC-135 verwendet. Für die Fortgeschrittenen gibt es dann das Einsatzmuster Sikorky SH-60K, welches in allen Verbänden und auf allen Schiffen der Marine genutzt wird. Von der Hubschrauberrampe aus kann man eigentlich keine gescheiten Bilder der Flächenflieger machen, da es sehr weit ist und selbst bei 10° Grad flimmert.
Deshalb fuhren wir am Nachmittag für einige Zeit an die Startbahn auf ein Feld. Pendeln geht nicht, da der Straßenverkehr in Japan sehr sehr langsam ist und man es einfach nicht schafft und sich als Fahrer nur unnötig in die Nähe eines Herzinfarktes bringt. Bei unserem Besuch hatte die 1 Kokutai noch eine P-3C Orion, alle anderen Maschinen waren schon Kawasaki P-1. Damit ist Kanoya der zweite Verband der JMSDF, der auf das neue Muster umgerüstet wurde. Folgen werden noch Naha auf Okinawa und Hachinohe in der Präfektur Aomori. Kawasaki hatte die P-1auch der deutschen Marine angeboten. Trotzdem es nach Einschätzungen der Fachleute das beste Flugzeug für die Aufgabe als Seeaufklärer auf dem Markt ist, hat Boeing dank Lobbyarbeit die Ausschreibung gewonnen.
Inzwischen gehört ein Besuch in Komatsu für uns zum Pflichtprogramm. Nicht nur weil in der Nachbarstadt Kanazawa Freunde leben, sondern auch wegen drei Staffeln F-15. Seit dem Umzug der Aggressor-Staffel von Nyutabaru in die Präfektur Ishikawa ist der Platz ein Paradies für Eagles-Fans. Leider ist das Wetter in Komatsu nicht immer stabil und es regnet häufig. Diese mal hatten wir mit Licht zwar Glück, doch wehte ein recht kalter Wind und auch der Verkehr war für drei Staffeln recht überschaubar. Wir begnügten uns mir der Position im Anflug, mehr ging halt bei dieser Kombination leider nicht. Komatsu ist auch ein ziviler Flughafen mit einer sehr schönen Terrasse für Bilder am späten Nachmittag bzw. bei bedecktem Himmel.
Von Tokyo aus flogen wir mir Japan Airlines nach Okinawa. Die Hauptstadt Naha ist wegen der massiven Präsenz der US Streitkräfte nicht mehr wirklich typisch japanisch. Dies fällt am ehesten bei der Sauberkeit auf und irgendwie hat die Stadt so ein Charakter von Touristenattraktion. Die Streitkräfte Japans beschränken sich auf einen Teil des Internationalen Flughafens an der Südspitze der Hauptinsel. Die US Air Force hat mit Kadena einen eigenen Stützpunkt rund 20 km nördlich der Hauptstadt. Ansonsten sind es die US Marines mit einigen Kasernen, welche das Bild der Insel prägen. Ihre Air Station Futenma war in der Vergangenheit schon öfter Anlass für Streit mit der örtlichen Bevölkerung. Seit einigen Wochen laufen nun die Bauarbeiten in einem abgelegenen Teil der Insel in Camp Schwab. Nach Abschluss der Arbeiten wird das Land in Futenma an die Bauern zurückgegeben.
Doch zurück zu Naha. Größter Nutzer der militärischen Liegenschaften ist die Air Self Defence Force mit zwei Staffeln F-15J, einigen Chinook, mehreren E-2C Hawkeye und einer Air Rescue Einheit. Die JMSDF ist mit zwei Staffeln Lockheed P-3C Orion präsent und die Army mit CH-47, UH-60J und LR-2. Gegenüber des Terminal befindet sich eine große Coast Guard Station. Der militärische Verkehr muss sich hier in den sehr geschäftigen Ziviltraffic einordnen. Dies ist etwas einfacher geowrden, seitdem die zweite Bahn in Betrieb ist. Die Kapazitätsgrenze wird nun durch das Terminal gesetzt, welches zu Stoßzeiten an seine Grenzen kommt. Für Spotter ist die zweite Bahn eher Fluch als Segen, denn der Militärverkehr findet zu 90 % auf der neuen Runway statt.
Die Kadena Air Base besteht seit April 1945 als amerikanischer Stützpunkt. Bereits eine Woche nach der Eroberung der Insel war die Landebahn wieder einsatzbereit. Während des Koreakrieges wurde die heutige Hauptbahn gebaut und von starteten die B-29 Superfortress zu ihren Einsätzen. Den Bombern folgten bald Fighter, wie die F-86, die F-100, die F-105 und in den 1970er die F-4 Phantom II. Die letzten Fighter, die hier fest stationiert waren, waren F-15C, welche zurzeit ausgemustert oder an verschiedene Verbände der ANG abgegeben werden. Derzeit besteht ein rollierendes System unterschiedlichster Typen und Staffeln. Bei unserem Besuch waren es F-22 aus Alaska und F-16 aus Spangdahlem, die die Lücken auffüllten. Letztere zauberten mir nicht unbedingt ein Lächeln ins Gesicht.
Ergänzt werden die Fighter durch die KC-135 Tanker der 909th ARS, Boeing E-3B AWACS zur Luftraumüberwachung, verschieden Varianten der RC-135 und Drohnen vom Typ MQ-9A. Die US Navy ist hier ebenfalls präsent, es gibt ein festes Detachment mit Boeing P-8 Poseidon und Lockheed EP-3C. Den ganzen Tag über sieht man AMC-Traffic aus den USA oder von Yokota. Da wir den ganzen Tag bedeckten Himmel hatten, gingen wir schon am Vormittag auf die Aussichtplattform an der Ringstraße. Da es trotzdem recht heftig flimmerte nicht gerade meine beste Idee. Geboten wurde jede Menge an Typen bis hin zum SAR-Training mit HH-60G Pave Hawk. Sehr gefreut habe ich mich über die seltene RC-135U, von denen es heute nur noch zwei Exemplare gibt.