Helispotten in Italien


(by Sarah, Richie und Lars)

 

Mit dem Ende der Coronaeinschränkungen kam im Frühsommer auch die Reisefreiheit zurück. Also wurde kurzfristig entschieden, wir gehen nach Italien. Aufgrund der komplizierten Sitzregelungen in Italien zu dieser Zeit, mussten wir uns einen Leihwagen mit drei Reihen besorgen. So ging es an Bord eines sehr gut ausgestatteten Vito´s für eine Woche über die Alpen. Als Ziele suchten wir uns unter anderem die Rettungshubschrauber im Norden, die amerikanische Luftwaffenbasis in Aviano und den Großraum Mailand aus. Abgerundet wurde die Woche durch einen Tagesbesuch in Venedig.

 

 

Südtirol und Trento

 

 

Der erste Stopp auf dieser Tour erfolgte schon am Krankenhaus Reutte in Österreich. Hier betreibt die ARA Flugrettung eine Station mit einer H145 als Primärrettungshubschrauber. Umgeben von den Gipfeln der Nordalpen wurden wir sehr herzlich empfangen.

 

Der zweite Besuch an diesem Tag galt dem Aiut Alpin in Gröden. Die H135 wird von einem Verein betrieben und einer von vier Rettungshubschraubern in Südtirol. Weitere drei Rettungshubschrauber mit dem Rufnamen "Pelikan" sind in Brixen, Bozen und Laas stationiert. Vom Heliport in Gröden aus, kann man auch Rundflüge zu den Gipfeln der Dolomiten machen.

 

Der Flughafen in Bozen ist nicht ausschließlich in ziviler Nutzung. Die Westseite des Platzes ist die Heimat der 54° Gruppo Squadroni 'Cefeo' mit ihren AB-205. Etwas versteckt liegt der 3° Nucleo Elicotteri der Carabinieri. Wir hatten das Glück, dass wenigstens eine Huey und eine AB412 der Carabinieri ihre Runden drehten.

 

Weiter im Süden schließt sich die Provinz Trient an. Hier hatten wir durch einen günstigen Zufall die Möglichkeit auf dem Flugplatz Trento die "Base di elisoccorso Trento" zu besuchen. Stationiert waren bei unserem Besuch zwei Leonardo AW-139, eine AS-365 und zwei H125. Leider verunfallte eine Ecureuil in der Woche nach unserem Besuch.

 

 

Aviano

 

 

Den zweiten verbrachten wir in Aviano. Die US-Militärbasis nördlich von Venedig gehört eigentlich der italienischen Luftwaffe, ist jedoch wie Ramstein oder Spangdahlem in Deutschland an die USA vermietet. Stationiert sind hier zwei Staffeln Lockheed F-16, die 510th und die 555th Squadron. Häufig dient Aviano als Zwischenstation bei Truppenverlegungen an den Persischen Golf.

 

Da an dem Tag nicht allzuviel los war, entschieden wir uns noch weiter in Richtung Osten zu fahren. Über Casarsa della Delizia, wo mal wieder auch nichts flog, gelangten wir nach Istrana. Hier übten einige Piloten der Frecce Tricolore ihr Solodisplay. Der Platz ist einigermaßen schwer zu bespotten, man ist immer sehr weit weg und bei den Temperaturen im Juni kam noch Hitzeflimmern dazu.

 

Den Abschluss des Tages bildete ein kurzer Stopp am Krankenhaus in Treviso, an dem Babcock Italia eine AW-169 stationiert hat.

 

 

Venedig

 

 

Nachdem wir die Lagunenstadt ausgiebig zu Fuß erkundet hatten, nahmen wir das Boot zur Insel Lido, um zu schauen was so auf dem dortigen kleinen Flugplatz geht. Viel war es nicht, doch verirrten wir uns irgendwie in das Büro von Flyvenice Helicopters. Nach einigen Verhandlungen waren wir uns einig, zwei Flüge über die Stadt zu einem akzeptablen Preis und mit ausgebauten Türen. Die Flugzeit von rund 10 Minuten war zwar nicht lang, jedoch für die Highlights der Stadt absolut ausreichend. Geflogen wird mit einer Robinson R44 Clipper II. Bei unserem Kaiserwetter ein tolles Erlebnis so fernab der wieder ansteigenden Touristenströme.

 

 

Bologna und Rimini

 

 

Bologna in der Emilia-Romagna ist nicht nur die Geburtsstätte der Tortellini, sondern auch in Sachen Heli´s sehr interessant. Am Flughafen der Stadt sind zwei AW-139 der Vigili del Fuoco und mehrere Hubschrauber der Polizia del Stato stationiert. Auf einem eigenen Teil vor dem Terminal betreibt das italienische Heer eine Werft für seine NH-90. Am Krankenhaus steht zwar auch eine H145 als RTH, jedoch kamen wir für diese zu spät und sie war bereits im Hangar verschwunden.

 

Zweite Station des Tages war der Frederico Fellini Airport in Rimini. In der Zeit vor Corona ein Hotspot für russische Touristen, führt er heute ein eher verschlafenes Dasein. Gegenüber des Terminals befindet sich die Basis des 7° Reggimento Aviazione dell'Esercito 'Vega' mit seinen NH-90 und A-129 Mangusta. Wenigstens einen dieser Hubschrauber vor die Linse zu bekommen, war eines der Minimalziele dieser Reise.

 

Die Mangusta ist eigentlich schon ziemlich in die Jahre gekommen, doch ein Nachfolger ist nicht in Sicht und so werden sie in regelmäßigen Abständen einem Upgrade unterzogen. Wie auf den Bildern zu erkennen ist, fliegen die Piloten inzwischen auch mit einem Okular vor dem rechten Auge, ähnlich wie im AH-64 Apache.

 

 

Lucca und Sarzana

 

 

Der nächste Tag hielt dann schon das nächste Highlight bereit. Nach einer eher unruhigen Nacht in Florenz fuhren wir am Morgen nach Lucca. Die Erwartungen hatten wir schon deutlich nach unten geschraubt. Umso größer war die Freude, als man uns auf´s Vorfeld ließ. Dieser wirklich kleine  und unscheinbare Flugplatz ist das italienische Hauptquartier von Erickson Skycrane.

 

Die Firma betreibt von hier im Auftrag des italienischen Zivilschutzes mehrere Sikorsky S-64 Skycrane als Feuerlöschhubschrauber. Ursprünglich wurde die Maschine für die US Army entwickelt, mit ihr wurde im Vietnamkrieg großflächig das Entlaubungsmittel "Agent Orange" versprüht. Bei unserem Besuch waren gleich zwei Maschinen vor Ort, eine war gerade erst von einem Check aus den USA zurückgekehrt.

 

Zum Mittagessen fuhren wir ans Meer nach Sarzana an die Marinebasis. Durch einen Zufall gesellte sich die Besatzung der Küstenwache an den Nebentisch und wir kamen ins Gespräch. Das Ergebnis der gegenseitigen Sympathie und des Tauschs einiger Patches war eine spontane Einladung auf die Basis für ein paar Bilder einer AW-139. Den Nachmittag verbrachten wir außerhalb in der Nähe des Helipads der Marineflieger. Zwei NH-90 machten einige Trainingsflüge.

 

Der Besuch einer Marinebasis ist nicht immer ohne Risiko, denn eigentlicher Aufenthaltsort der Hubschrauber sind eher die Schiffe. So kann sich ein vielversprechender Ort zum Spotten schnell als Flop erweisen, wenn ein Großteil der Schiffe auf Fahrt ist und mit ihnen auch die Heli´s.

 

 

Großraum Mailand

 

 

Der letzte Tag der Reise zeigte uns nochmal, wie nah Glück und Pech nebeneinander liegen können. Geplant hatten wir Venegono, Vergiate und Malpensa. Den Testflug der M-346 für Aserbaidschan hatten wir schon mal verpasst und so blieb in Venegono nur ein AW-139 und der Verkehr des örtlichen Fliegerclubs. In Vergiate wurde gestreikt und entsprechend fiel der Flugbetrieb aus. Also zurück nach Malpensa, wo uns die Guardia die Finanza mit einer ATR42 den Tag rettete.

 

Und so blieb unfreiwillig zum ersten Mal Zeit, um das dortige Museum zu besuchen. Das Museum ist ein Tempel der italienischen Luftfahrt und zu unserem Glück war es reichlich mit Hubschraubern bestückt. Ein versöhnlicher Abschluss einer Reise, die von Anfang an nicht auf Masse, sondern auf Klasse ausgerichtet war.