Im Herbst dieses Jahres wird die Luftwaffe ihre letzten Transall C-160D ausmustern. Bei verschiedenen Events nutzten wir die Gelegenheit um uns von der alten Dame persönlich zu verabschieden. Im Oktober 2020 hatten Richie und Lars die Gelegenheit zwei der Maschinen über dem schönen Schleswig-Holstein zu begleiten. Von ihrem Heimatstandort Hohn bei Rendsburg ging es zuerst in Richtung Westen über das Wattenmeer. Danach folgten wir dem Nord-/Ostseekanal bis Plön ehe wir wieder nach Hohn zurückkehren mussten.
Davor hatten wir einen Tag Zeit die Maschinen am Boden aus allen möglichen Perspektiven abzulichten. Der Wettergott, die Mitarbeitenden der Wartungsstaffel und der Flugplatzfeuerwehr leisteten eine tolle Unterstützung und ermöglichten uns wirklich spektakuläre Bilder bis in den späten Abend hinein. Am Freitag den 09. Oktober flogen wir dann schließlich an Bord der D-FUNK zu einem tollen Erlebnis.
Geflogen wurde die Transall bei der Luftwaffe in drei Einsatzverbänden, dem Lufttransportgeschwader (LTG) 61 in Landsberg am Lech, dem LTG 62 in Wunstorf und dem LTG 63 in Hohn. Desweiteren flog auch die WTD 61 in Manching einige Exemplare als Testmaschinen. Am 30. April 1968 erhielt die Luftwaffe ihre erste Serienmaschine. Insgesamt orderte Deutschland 110 Exemplare, wovon 20 wegen Überkapazitäten an die Türkei abgegeben wurden.
Nachfolger der Transall wird der Airbus A-400M und die Lockheed C-130J Hercules. Der Großteil der A-400 wird seine Heimat in Wunstorf haben, der kleinere Teil wird als Teil einer multinationalen Transportkomponente in Lechfeld bei Augsburg stationiert. Beim Betrieb der C-130J wird die Luftwaffe Synergieeffekte mit der französischen Luftwaffe nutzen und die Maschinen in Evreux westlich von Paris stationieren.
Wie kam die Maschine nun zu ihrem Namen? Nun das C steht für Cargo, also Fracht und die 160 leitet sich aus ihrer Flügelfläche von 160 m² ab. Das Wort Transall ist ein Kunstwort aus dem Herstellernamen Transporter Alliance. Daran beteiligt waren Firmen aus Deutschland und Frankreich, welche auch Hauptnutzer der Maschine sind. Einziger militärischer Exportkunde war Südafrika, die neun Exemplare abnahmen.
Es gab aber auch einige wenige Transall in ziviler Nutzung, so zum Beispiel bei der Schweizer Balair. Diese setzte den dritten Prototyp V3 als HB-ILN auf Hilfsflügen dür das Internationale Rote Kreuz ein. Später kam die Maschine nach Gabun zu Air Affaires Gabon. In Frankreich flogen vier umgebaute C-160F bei Air France die Luftpost. In den Jahren 1981/82 flogen zwei Maschinen der Luftwaffe unter ziviler indonesischer Registrierung bei Pelita Air Service im Auftrag der dortigen Regierung Umsiedlungsflüge.
Alleine die letzte Geschichte wäre es wohl wert, sie näher zu recherchieren und einen eigenen Artikel zu schreiben. Doch nun zur Fortsetzung unserer Story. Im Frühjahr folgte dann das lang ersehnte Rollout der Sonderbemalung. Die Coronalage ließ es zu, dass einige Spotter und Medienvertreter auf den Fliegerhorst in Hohn durften, um dem Ereignis beizuwohnen. Für uns war Richie vor Ort und konnte tolle Fotos mitbringen.
Die Transall der Luftwaffe flogen auf nahezu allen Kontinenten. 1974/75 flog das LTG 63 Hilfgüter nach Äthiopien, den Tschad und den Sudan. 1993 ging es in gleicher Mission nach Somalia. Weitere Einsätze folgten im Bosnienkrieg oder bei der Evakuierung ausländischer Staatsbürger 2011 aus Libyen. Der letzte große Einsatz der Transall fand in Afghanistan und Mali statt. Hier wurde sie schon durch die A-400M ersetzt.
Einige Tage später flog er dann mit der Retrobrummel und einer zweiten Transall über Norddeutschland ein air2air und auch dabei gelangen ihm sensationelle Aufnahmen. Die Sonderlackierung vereint mehrere der früheren Bw-Standardlackierungen und ist eine Anerkennung für über 50 Jahre treuen Dienst in der Luftwaffe. Im Jahresverlauf 2021 soll es noch zwei Abschiedsflüge geben und zum Schluss einen Spottersday in Hohn. Vorher wird die alte Dame noch die Malta Air Show besuchen, sofern es keine technischen Schwierigkeiten gibt.