Luftfahrt in Mitteldeutschland


Impressionen aus Erfurt

 

 

Mitteldeutschland umfasst gemeinhin die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Thüringen und der Westen des Freistaates Sachsen. Hier liegen die zwei Verkehrsflughäfen Halle-Leipzig und Erfurt, sowie viele kleine interessante Orte in der Luftfahrt. Nachdem auch uns Corona reisetechnisch in die Knie gezwungen hatte, war für 2020 ein Perspektivwechsel nötig. So kamen schon lang geplante, jedoch immer wieder verschobene Touren auf die Agenda. Im Juni diesen Jahres machten wir uns für drei Tage auf in den Großraum Leipzig mit dem wichtigsten Ziel LEJ.

 

Der Flughafen Halle-Leipzig ist jetzt nicht für seine atemberaubenden Passagierzahlen bekannt, doch ist er ein bedeutender Frachthub für den DHL und russische Antonov An-124 sind hier praktisch Dauergast. Bis heute ist der Ausbau des Flughafens nach der Wende 1989 die größte Wertschöpfungsmaßnahme an Arbeitsplätzen in den neuen Bundesländern. Treibende Kraft dahinter war der Umzug des DHL von Brüssel nach Leipzig.

 

 

Flughafen Halle-Leipzig

 

 

Der DHL betreibt heute nicht nur seine eigene Flotte, sondern hat sich ein Konglomerat aus vielen Subunternehmen geschaffen, die jede Nacht Fracht für das Unternehmen durch Europa und um die Welt fliegen. Intercontinental sind dies Southernair, Kalitta Air und Aerologic. Letztere ist ein Joint Venture mit LH Cargo. In Europa werden die Routen von West Air, Swift Air, Cygnus und ASL beflogen. Sie alle nutzen zum Teil recht betagte Maschinen, welche interessante Lebensläufe aufweisen.

 

In der eigenen Flotte dominieren in Leipzig die Boeing 757-200 und der Airbus A300. Im Vereinigten Königreich fliegen noch Boeing 767-Frachter. Diese kommen aber nicht so oft nach LEJ. Leider komplett verschwunden sind die An-26, welche in der Vergangenheit vornehmlich Routen nach Polen und ins Baltikum bedienten. Absolutes Highlight eines Leipzigtrips ist jedoch die Tu-204 der Aviastar, die jede Nacht aus Moskau kommt.

 

 

 

 

Natürlich war auch diese Reise vom Coronavirus beeinflusst, der Flughafen Leipzig hatte seine wirklich tolle Aussichtsterrasse auf dem alten Tower geschlossen und wir mussten auf das Parkhaus ausweichen. Dies war aufgrund der nicht vorhandenen Passagierflüge kostenfrei. Das leere Terminal welches wir vorfanden erweckte eine Art von Endzeitstimmung, die ich so selbst in der ruhigsten Zeit im März so in Frankfurt nicht erlebt hatte. Nur schwerlich kommt die Luftfahrt wieder in die Gänge und es wird wohl noch einige Rückschläge und wohl auch Pleiten geben bis es wieder läuft.

 

In Leipzig geht es jedoch zukünftig wieder bergauf. Der Versandriese Amazon möchte in LEJ seinen Europahub errichten und sucht mehrere Tausend Arbeitnehmer für diesen Plan. Dies bedeutet jede Menge mehr Verkehr, wenn man sich die Dimensionen des Netzwerkes in den USA ansieht. Dort fliegt eine riesige Flotte an Boeing 767-Frachtern der Atlas Air für den Konzern. Es bleibt also spannend am LEJ.

 

 

 

 

Ein wahrer Schatz steht neben dem Parkhaus in einem gut restaurierten Zustand. Sie ist die letzte Überlebende des ehemaligen Aeroparcs. Einst wurde die DM-STA noch von einer IL-62 und einer TU-134 der Interflug flankiert. Die Ilyushin steht inzwischen in der Leipziger Innenstadt an einem Bowling-Center, die Tupolev wurde nach vielen Jahren als Feuerwehrtrainer leider abgewrackt. Vor ein paar Jahren wurde aus der ehemaligen DDR-STA der Interflug wieder die DM-STA in ihrer ursprünglichen Bemalung in den Farben der "Deutschen Lufthansa".

 

 

RTH´s im Raum Leipzig

 

Nicht weit von LEJ entfernt gibt es zwei Stützpunkte von Rettungshubschraubern. Der erste wird vom ADAC betrieben und liegt in Schkeuditz/Drößig in einem Gewerbegebiet. Die beiden Helicopter "Christoph 61 und 63" sind sowohl für die Primärrettung, als auch für Intensivtransporte einsetzbar. "Christoph 61" war im April 1990 der erste Rettungshubschrauber, der in den neuen Bundesländern stationiert wurde. Ein Jahr später folgte "Christoph 63" als ITH. Heute stehen in Schkeuditz zwei EC135 im klassischen ADAC-gelb.

 

Fährt man vom LEJ in Richtung Westen kommt man nach Halle-Oppin. Der Flugplatz diente zu DDR-Zeiten der GST als Stützpunkt für Segelflieger und Fallschirmspringer. Heute betreibt der ADAC hier eine Werft für seine Rettungshubschrauber. Die DRF hat hier eine ihrer größten Stationen mit vier Hubschraubern. "Christoph Sachsen-Anhalt" im 24/7 und "Christoph Halle" von Sonnenaufgang bis -untergang. Zusätzlich sind hier noch zwei Maschinen als Backup stationiert. Halle-Oppin ist die meistbeschäftigte RTH-Station in der Bundesrepublik.

 

 

Museen Werningerode und Merseburg

 

Während der eher ruhigen Tageszeiten besuchten wir noch zwei Museen in der näheren Umgebung. Der Luftfahrt- und Technik Museumspark Merseburg liegt südlich von Leipzig neben dem heutigen Sonderlandeplatz Merseburg. Der Flugplatz wurde schon 1925 gebaut und diente im II. Weltkrieg dem Kampfgeschwader 3 als Heimatbasis. Nach dem Krieg war der Flugplatz zunächst von US-Truppen besetzt und wurde später an die Rote Armee übergeben. Bis zum Abzug der sowjetischen Truppen war hier das 86. Gardefliegerregiment stationiert.

 

Das Museum ist in einem eher schlechten Zustand und der Fortbestand ist eher unsicher. Viele Exponate stehen unter freiem Himmel und bedürfen dringend einer Restaurierung. Dies sieht in Wernigerode deutlich anders aus. Das Museum hat moderne Hallen in der Stadt und alle Exponate sind in einem hervorragenden Zustand. Leider steht die C-160 "Silberne Gams" auf dem Dach und ist schwer zu fotografieren. Zu unserem Glück steht noch eine weitere Transall auf dem Flugplatz Ballenstedt im Harzvorland.

 

 

Kurzer Stopp im Regen in Sömerda