Es ist gegen 07:00 Uhr, als wir das Inlandsterminal des Kathmandu Airports betreten. In der Halle herrscht eine hektische Betriebsamkeit und es ist nicht gerade einfach den Überblick zu behalten. Als erstes suchen wir unseren Schalter. Der Hinflug nach Lukla erfolgt mit der Sita Air. Wir sind glücklich, dass wir überhaupt von Kathmandu aus fliegen können und nicht schon mitten in der Nacht mit einem Bus ins 120 Kilometer entfernte Ramechap fahren mussten. Etwa eine Stunde später geht es zu unserer Maschine, einer Dornier Do-228. Die Vorbereitungen sind noch nicht ganz abgeschlossen und so nutzten wir die Zeit bis zum Abflug, um ein paar gute Bilder auf dem Vorfeld zu schießen.
Vor uns liegen rund 25 Minuten Flug, diese ersetzen jedoch eine viertägige Reise über Land. Unser Ziel ist Lukla, das Tor zur Everestregion und seit vielen Jahren ein Traumziel. Nach nur wenigen hundert Metern hebt die "Do" ab und gewinnt schnell an Höhe. Es geht in Richtung Nordosten und schnell kommt der erste Bergkamm. Ich habe einen Platz in der ersten Reihe ergattert und kann deshalb auch nach vorne schauen. Ruhig ist der Flug nicht, die Winde über den Bergen wirbeln den kleinen Flieger ordentlich durch. Wir sind wohl die Einzigen an Bord, die am Zielort keine größeren körperlichen Aktivitäten planen. Alle anderen sind klassische Bergtouristen und haben ein klares Ziel im Sinn, das Basislager.
Und dann endlich kommt dieser kurze Betonstreifen am Berghang in Sicht. So schlimm sieht er gar nicht aus, jedenfalls nicht wie der gefährlichste Airport der Welt. Unser Flugzeug geht in den Sinkflug. Tief müssen wir nicht herunter, Lukla liegt über 2800 m über dem Meer. Beim Aufsetzen gibt´s eine kurze Bestätigung meiner Bandscheibe, dass auch sie gelandet ist. In Lukla angekommen geht alles sehr schnell. Raus aus dem Flieger durch einen Zaun und schon stehen wir auf der Straße. Auf den Treppenstufen eines Cafés, auf denen wir uns niederlassen, ist dann endlich Zeit zu begreifen: wir sind da!
Nun sind wir also im Reich der Sherpa, jenem berühmten Bergvolk, ohne dessen Hilfe kaum ein westlicher Tourist eine Chance hätte den Gipfel zu erreichen. Obwohl der Flug ja recht kurz war, haben wir die Grenze zwischen zwei Religionen passiert. Hier oben sind die Menschen Buddhisten, während sie im Kathmandutal in der Masse Hindus sind. Lukla selber ist nur ein kleines Dorf, welches jedoch fest in den Händen der Bergwanderer ist. Das einzige Auto ist das Löschfahrzeug des Flughafens. Richtige Straßen gibt es nicht, alles wird mit Yaks oder Eseln transportiert. Bei unsere Ankunft ist es überraschend warm, doch die Nacht kommt ja erst noch.
Trotzdem der Flughafen klein ist, ist sehr viel los. Als Mittags die Flugzeuge den Betrieb einstellen, da der Wind stärker wird und die Berge sich zunehmend hinter Wolken verstecken, verlagert sich das Geschehen hin zum Heliport. Im Minutentakt landen und starten die Hubschrauber mit Fracht und Bergsportlern auf der kleinen Fläche neben dem Runway. Zumeist sind es AS-350 Ecureuil bzw. Airbus H125, die sich auf den Weg nach Kathmandu oder ins Basislager machen. Billig ist der Spaß nicht, rund 900 € kostet der Flug von Kathmandu zum Basislager und zurück. Auch ein Bell 206 Jet Ranger und sogar ein R44 kommen bis hierher. Die erhoffte Landung einer Mi-8 bleibt uns leider verwehrt.
An Flugzeugtypen sieht man hauptsächlich Dornier Do-228 und Twin Otter. Ein Highlight sind die Let L-410 der Summit Air. Mit einer von ihnen ist auch unser Rückflug für den nächsten Tag nach Ramechap geplant. Leider verunglückte genau diese Maschine eine Woche später beim Start in Lukla. Die Einschränkungen durch die Bauarbeiten in Kathmandu wirken sich auch auf den Flugverkehr hier oben aus. So flogen immer wieder die gleichen Maschinen zwischen Lukla und dem nur 20 Minuten entfernten Ramechap im Tal. Als am Abend Ruhe einkehrt und die Berge wieder zum Vorschein kommen, sind wir noch immer überwältigt von der grandiosen Kulisse.
Nach einer klaren und kalten Nacht machten wir uns wieder auf zum Flughafen. Weit hatten wir es nicht, das Hotel lag direkt neben der Landebahn. Wir hatten uns entschieden nicht nach Kathmandu zu fliegen, sondern auf den Ausweichplatz Ramechap 120 Kilometer entfernt. Nicht die beste Idee, wie sich später herausstellen sollte. Langsam wurden die Schatten kürzer und die Sonne kam auf die Bahn. Der Flugbetrieb hatte schon in aller Frühe begonnen und mal kurz mit der Kamera an die Bahn rennen ist auf 2880 Meter Höhe auch keine so gute Idee. Am liebsten hätten wir unseren Aufenthalt hier oben noch um einen Tag verlängert, doch das Risiko durch schlechtes Wetter hier oben gefangen zu sein und den Heimflug zu verpassen war zu groß.
Gegen Mittag gehen auch wir zu unserem Flug. Die L-410 hat auf ihrem Flug nur Fracht mitgebracht, die bei laufenden Motoren entladen wird. Auf dem Weg nach unten sind wir die einzigen Passagiere. Die Let ist das größte Flugzeugmuster, welches Lukla anfliegen kann. Ihre gute Motorisierung lässt sie schnell abheben und mit einer leichten Linkskurve geht´s hinunter ins Tal. Der Flugplatz in Ramechap ist noch kleiner als Lukla. Vorbei an den Reisterrassen fliegen wir entlang des Tamakoshi Flusses. Unten angekommen muss alles sehr schnell gehen. Andere Reisende warten bereits. Vor uns liegen nun fast 5 quälende Stunden mit dem Auto bis Kathmandu.
Nepal bildete den Abschluss einer beeindruckenden Reise die uns von der pulsierenden Metropole Bangkok über die tropischen Strände von Phuket und Langkawi schließlich zum Dach der Welt führte. Doch wie heißt es in dem Sprichwort so schön? Das Beste kommt zum Schluss. So war es auch auf dieser Tour und mit dem Besuch in Lukla ging für uns ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Für einige von uns wird es sicher eine Rückkehr geben, denn es gibt dort noch viel zu entdecken.