Luftfahrt in Nepal Teil 1 - Kathmandu


 

 

Das unser Ausflug nach Nepal ein Abenteuer wird, war von Anfang an klar. Doch dass sich der Weg dorthin schon als Herausforderung darstellen wird nicht. Ein Tag zuvor in Kuala Lumpur; so langsam dämmert es uns, dass der für morgen gebuchte Flug nach Kathmandu wohl nicht stattfinden wird. Also machen wir uns am Abend noch auf den Weg ins Terminal, um eine Lösung zu finden. Alle sind sehr hilfsbereit, doch anscheinend führt kein Weg am nächsten Tag nach Nepal. Als wir endlich was bei Biman Bangladesh finden, dauert die Abstimmung im Team zu lange und die Flüge sind weg. Wir sind wohl nicht die Einzigen, die vor dem Problem stehen. Also entschließen wir uns zu einem finanziell riskanten Spiel, eine getrennte Buchung mit zwei verschiedenen Airlines über Bangkok. Geht beim ersten Flug was schief, erreichen wir den Anschluss nicht, sind unser Geld los und sind immer noch nicht am Ziel.

 

 

Doch alles geht gut und so erreichen wir bei bestem Wetter am frühen Nachmittag an Bord einer Boeing 737-800 der Thai Lion unser Ziel. Gleich am Eingang zum Terminal begrüßt uns eine Nashornfamilie aus Kunststoff. Die Bedeutung davon ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht so richtig klar, doch dazu später mehr. Draußen vor dem Terminal werden wir schon erwartet. Sher, ein örtlicher Reiseveranstalter, wird in den nächsten Tagen zu einer unersetzbaren Stütze für unser Team werden. Den Kontakt hatte uns das Konsulat in Frankfurt hergestellt, ein echter Glücksfall. Durch ihn erhielten wir schließlich einen Interviewtermin beim Leiter der Zivilluftfahrtbehörde. Mit ihm konnten wir uns über die Zukunft von Nepals Flugverkehr, die aktuellen Herausforderungen und den Ausbau des Kathmandu Airports unterhalten.

 

 

 

 

Kathmandu ist derzeit der einzige internationale Flughafen des Landes. Dies wird sich jedoch bald ändern, in Pokhara und Gautam entstehen mit chinesischer Hilfe zwei neue Airports, welche auch internationalen Flugverkehr abwickeln werden. Doch schon bei unserer Landung in KTM wird klar, auch der Tribhuvan International Airport braucht eine Ertüchtigung, um mit den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts klarzukommen. Fünf Runden müssen wir drehen, bis wir endlich zum Endanflug ansetzen können. Etwas, was heute bestenfalls noch zur Rush Hour in Heathrow vorkommt, doch sonst in Europa eher unüblich ist. Doch warum ist dies in Kathmandu so?

Wichtigster Grund ist die Topographie der Stadt. Kathmandu liegt in einem Tal, welches rundum von Bergen umgeben ist. Die niedrigsten davon liegen im Süden, weshalb vor allem die großen Maschinen in die gleiche Richtung starten müssen, wie sie gelandet sind. Um hierbei die notwendigen Sicherheitsabstände einzuhalten, benötigt man Zeit. Des Weiteren gehen die Taxiways nicht bis zum Ende der Landebahn und somit ist ein ebenfalls zeitaufwendiges Backtrack-Verfahren notwendig. Um hier Abhilfe zu schaffen und den Flughafen insgesamt attraktiver zu machen, entwickelte man das Konzept des Boutique-Airports. Es beinhaltet eine Optimierung der Prozesse, eine Steigerung der Sicherheit und die Anlehnung des Terminals hin zu traditionellem Design.

 

 

 

Bei unserem Besuch gab es auf dem Flughafen zwei große Baustellen, zum einen die Verlängerung der Bahn in Richtung Süden, um an beiden Seiten eine Sicherheitszone, einen sogenannten Overrun, zu schaffen. Dies führte zurzeit dazu, dass der Flughafen jede Nacht geschlossen war und der Flugbetrieb erst um 08:00 Uhr begann. In diesem Zuge wurden auch die Taxiways angepasst um die Taktung der Flugbewegungen zu erhöhen. Zum anderen wurden die Parkpositionen auf der Terminalseite um vier Abstellplätze für Großraumjets erweitert. Später sollen auf der anderen Seite nochmals 13 hinzukommen - hierfür muss jedoch erst mal ein Wohngebiet umgesiedelt und das Plateau, welches auf dem KTM liegt, erweitert werden.

 

 

Auch im Terminal sind verschiedene Baumaßnahmen im Gange. Zu Spitzenzeiten ist der Check in-Bereich mit einer Kapazität von derzeit 1700 Passagieren pro Stunde voll ausgereizt. Der Umbau wird diesen Wert auf 2300 Passagiere erhöhen. In diesem Zusammenhang wird das Terminalgebäude mit verschiedenen stilistischen Elementen der nepalesischen Kultur gestaltet. Ein Teil davon ist auch die eingangs beschriebene Nashornfamilie. Nashörner leben in den Nationalparks und Reservaten im Süden des Landes nahe der Grenze zu Indien. Sie sind neben einigen anderen Tieren Teil des Nationalschatzes Nepals und damit unerlässlich für ein Land, welches auf den Tourismus angewiesen ist.

 

 

 

 

Ein besonderes Highlight einer Nepalreise ist ein Rundflug zum Mt. Everest. Zumindest kann er es sein, wenn sich der höchste Berg der Welt denn auch zeigt. Klaus hatte das große Glück ihn vor die Linse zu bekommen, wir anderen gingen leider leer aus. Praktisch alle nepalesischen Airlines haben ihn im Programm, die Kosten für das rund einstündige Vergnügen belaufen sich auf rund 180 Euro, je nach Airline. Wir alle hatten uns mehr oder weniger freiwillig für Buddha Air entschieden. Geflogen wird mit ATR 42 oder 72, je nach Buchungslage. Es werden immer nur die Fensterplätze verkauft, sodass jeder in Ruhe die Aussicht genießen kann. Sollte der Berg verdeckt sein wird der Flug in der Regel storniert und man bekommt sein Geld zurück. So erging es auch Richie und mir, obwohl wir bereits gestartet waren. Im Teil Zwei unseres Berichtes geht es dann nach Lukla, dem Tor zur Everestregion.

 

(Bilder: Klaus-Dieter Hesse)