(by Axel Juengerich)
Vom 23. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 blockierte die sowjetische Militärverwaltung den Verkehr aller Güter- und Personentransporte von und nach Berlin, woraufhin die westlichen Alliierten eine
Luftbrücke zwischen West Deutschland und Berlin einrichteten. Der Wiesbadener Militärflugplatz Erbenheim war - zusammen mit der damaligen Rhein-Main Air Base in Frankfurt / M. - einer der
Angelpunkte der Luftbrücke, der größten luftgestützten Hilfsaktion aller Zeiten.
Von den damals beteiligten Flugzeugen existieren weltweit nur noch wenige Exemplare, welche durch private Liebhaber, Stiftungen, Museen und Vereine mit erheblichem Aufwand flugfähig gehalten
werden. Aus Anlass des 70. Jahrestages des Endes der Luftbrücke hatten sich viele Flugzeuge des Typs Douglas DC-3 / C-47 von den USA und einigen Ländern Europas aus aufgemacht, um verschiedene
Flugplätze in Deutschland, welche als Basen der Luftbrücke gedient hatten, zu besuchen und damit dieses wichtigen historischen Ereignisses zu gedenken.
Am 9. Juni begannen die Feierlichkeiten mit der Ankunft der historischen Flugzeuge auf der heute durch die US Army genutzten Wiesbaden Air Base in Erbenheim. Da das Licht bei der Ankunft der
Flugzeuge nicht das Allerbeste war und einige Flugzeuge erst mit erheblicher Verspätung nach Sonnenuntergang in Wiesbaden eintrafen, zeige ich hier nur Fotos von drei ankommenden Maschinen an
diesem Tag.
Am 10. Juni fand auf der Wiesbaden Air Base ein Tag der offenen Tür statt, somit hatte auch die Bevölkerung die Gelegenheit, die historischen Flugzeuge zu bestaunen und an den Festivitäten teilzunehmen. Berühmtester Gast auf der Air Base war an diesem der fast 99-jährige Colonel Gail Halvorsen, einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen, der über die Luftbrücke berichten kann.
Colonel Halvorsen wurde als junger Leutnant und Pilot bei der Luftbrücke eingesetzt. Er ist der Erfinder der kleinen Fallschirmchen mit Süßigkeiten, welche damals von vielen Besatzungen beim Anflug auf den Flugplatz Berlin-Tempelhof aus den Flugzeugen für die am Boden wartenden Kinder geworfen wurden. Die Berliner gaben den Versorgungsflugzeugen danach den Spitznamen "Rosinen Bomber".
Am eigentlichen Festtag strömten die Menschen zu tausenden durch die Tore der US Garrisson in Wiesbaden-Erbenheim. An den ausgestellten Maschinen bildeten sich lange Schlangen, um mal einen Blick in die betagten Flieger zu werfen. Währenddessen zogen fünf von ihnen ihre Kreise am Himmel über der Stadt und vermittelten so einen kleinen Eindruck, wie es damals vor 70 Jahren gewesen sein muss, als jeder einzelne von ihnen das Überleben der eingeschlossenen Berliner sicherte. Am Nachmittag wurden dann auch wieder die kleinen Fallschirme abgeworfen, welche 1949 den Kindern der eingeschlossenen Stadt soviel Freude brachten. Am Boden wurde derweil kräftig gefeiert. Zu den Klängen der USAFE Big Band gab es ein buntes Programm und typisch amerikanisches BBQ.
Für den 12. Juni war der Abflug aller Maschinen als Formationsflug zum deutschen Luftwaffenstützpunkt Jagel geplant. Allerdings fiel der Massenstart wetterbedingt aus, denn zur geplanten Startzeit regnete es wie aus Kübeln und für den Rest des Tages sah die Prognose für Wiesbaden und dem Zielort auch nicht viel besser aus. Die Besatzungen der meisten Flugzeuge entschieden sich deshalb einen weiteren Tag in Wiesbaden zu bleiben und der Wettervorhersage für den 13. Juni zu vertrauen, denn diese versprach ideale Bedingungen für den Flug. Lediglich drei Flugzeuge machten sich in schlechtem Wetter am 12. auf und verlegten nach Jagel.
Am 13. Juni erwies sich der Wettergott dann tatsächlich wie vorhergesagt übermäßig gnädig. Bei sehr schönem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen machten sich die historischen Flieger von
Wiesbaden aus auf nach Jagel. Zum Start wurde die Bahn 25 genutzt, welches den Fotografen vor Ort die Möglichkeit gab, die Flugzeuge optimal abzulichten.
Zusammen mit den Dakotas starteten am 13. Juni auch ihre vier Begleitflugzeuge vom Typ North American T-6 in Richtung Jagel. Ob es jemals aus Anlass eines weiteren runden Gedenktages der Luftbrücke noch einmal eine derartige Anzahl von Dakotas in Deutschland zu sehen gibt, darf bezweifelt werden. Im Vorfeld zu diesen Feierlichkeiten gab es hinter den Kulissen bereits erhebliche Probleme bei der Planung und der Beschaffung von Genehmigungen, etc., so dass es kaum zu einer Wiederholung eines solchen Ereignisses kommen wird.