Der Januar gehört für Luftfahrtfotografen eher zu den ruhigen Monaten des Jahres und weite Touren sind die Ausnahme. Doch als ich vor einigen Monaten im Internet die ersten Hinweise auf die Air Show in Kuwait fand, war mein Interesse geweckt. Sonst erfährt man ja nicht so viel über die Luftfahrt in dem kleinen aber dafür extrem reichen Golfstaat. Vor allem die Aussicht legal an Bilder der Kuwaitischen Luftwaffe zu kommen, reizte mich sehr. Bisher hatte ich lediglich ein paar Transportmaschinen erlegt, wenn sie nach Stuttgart oder Frankfurt kamen. Ein besonderer Glücksfall war, dass ich während meiner Arbeit ein Mitglied der Herrscherfamilie kennenlernte, der mir bei der Kontaktaufnahme im Land unglaublich behilflich war.
Ab diesem Zeitpunkt war für mich klar, es geht nach Kuwait und damit für mich in das 54. Land der Erde. Für die Anreise entschied ich mich für Kuwait Airways. Nicht nur der Preis war sehr überzeugend, sondern auch der Service war sehr gut. Man merkt deutlich, dass die alten Zeiten mit den A 300 vorbei sind und man auf Weltklasseniveau mitspielen möchte. Ab Frankfurt verkehrt eine Boeing 777-300ER mit einer Dreiklassenbestuhlung. Ich nutzte die Economy Class, welche mit einer 3-3-3 Anordnung bestuhlt ist. Sowohl auf dem Hinflug, als auch auf dem Rückflug konnte ich mir meine 3´er-Reihe blocken lassen, super entspannend.
An Bord gibt´s WLAN gegen Bezahlung. Für 10 US$ kann man 30 Minuten surfen, dass reichte um ein paar kurze Beiträge bei Facebook und Instagram zu platzieren. Zu essen gab es zwei verschiedenen Menüs. Ich hatte jedes Mal was Leckeres auf dem Teller oder besser gesagt im Napf. Der Flughafen von Kuwait ist sehr überschaubar aber mit 11 Millionen Passagieren pro Jahr an der Belastungsgrenze. Neben dem bestehenden Terminal baut sich Kuwaits Billigairline Jazeera gerade einen eigenen Neubau. Ein neues Gesamtterminal entsteht derzeit im Süden des Geländes, die Fertigstellung ist für 2023 geplant.
Doch nun zur Show selbst, es waren 99 nationale und internationale Austeller vor Ort. Das größte Engagement zeigte das Emirat Katar. Da sich Kuwait im Gegensatz zu vielen anderen Staaten der Region nicht an der Blockade des Landes beteiligt, nutze dieses seine Chance und präsentierte sowohl Linienjets, Militärflugzeuge und sehr viel GAT. Im Gegensatz zur Kuwait Airways ist Qatar Airways bereits ein Global Player und unterhält eines der weitverzweigtesten Netze alle Fluggesellschaften. Passend dazu zeigte die Qatar Emiri Air Force ihre Boeing C-17A Globemaster III in den Farben der Gesellschaft. Sehr überrascht hat mich die hohe Anzahl an Kleinflugzeugen aus Qatar. Zwei von ihnen, zwei Extra 300, zeigten am dritten Tag einen beeindruckenden Motorkunstflug.
Das die Golfregion nicht zu den ärmsten Landstrichen der Welt gehört, ist hinlänglich bekannt. Aus diesem Grund war Gulfstream mit ihrer Gulfstream 650 hier genau richtig. Auch für uns ergab sich die Chance den Flieger von innen zu besichtigen, etwas, was Pressevertretern in Europa oft verwehrt bleibt. Die Maschine ist der pure Luxus und das Cockpit so modern, dass es eher an ein Computerspiel erinnert, als an ein echtes Flightdeck. Ebenso waren Helicharter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten vor Ort und präsentierten dem zahlungskräftigen Kunden die Möglichkeiten des modernen Reisens auf kürzeren Strecken. Zu meiner großen Freude gab es auch russische Technik. Eine Ilyushin Il-76 aus der Ukraine, welche von Kuwait aus normalerweise Hilfsflüge in den Irak durchführt.
Hauptaussteller war die Kuwaitische Luftwaffe. Vom leichten Hubschrauber Gazelle bis zur Boeing C-17A Globemaster III war so gut wie alles vertreten, was sich im Bestand befindet. Zum ersten Mal konnte ich kuwaitische F-18 Hornets live sehen und zwar in der Luft und am Boden. Die Hornets kamen nach dem Golfkrieg nach Kuwait, sind also auch schon gut 25 Jhare alt. In wenigen Jahren werden sie gegen moderne Eurofighter Typhoon ersetzt. In diesem Zuge wird auch die Flotte der BAe Hawks gegen die neuere Version ausgetauscht. Bei der Transportflotte ist man schon einen Schritt weiter, C-17 und C-130J haben die alten L-100 schon fast verdrängt. Bei den Kampfhubschraubern setzt man voll auf den AH-64D Apache/Longbow.
Daneben bot die Show auch die Möglichkeit den regulären Verkehr auf dem KWI abzulichten. Hilfreich waren die Sanierungsarbeiten der zweiten Landebahn, sodass der gesamte Verkehr an uns vorbei musste. Neben den drei heimischen Airlines; Kuwait Airways, Jazeera und Wataniya sind es vorallem die arabischen Airlines, die den Traffic bestimmen. Am Nachmittag sieht man sogar einen A 380 aus Dubai, der, so versicherte man uns, jeden Tag ausgebucht ist. Aus Saudi Arabien kommt mehrmals am Tage die FlyNAS, eine Fluggesellschaft, die ausserhalb der arabischen Halbinsel fast nie zu sehen ist.
Auch in diesem Teil der Welt gibt es eine aktive Spotterszene. Diese ist sicherlich überschaubarer als in Europa, hat jedoch speziell in Kuwait aber ein paar Privilegien, von denen man hier nur träumen kann. Die Kuwaitspotter sind allesamt Einheimische, also auch keine ausländischen Gastarbeiter. Sie sind sicherheitsüberprüft und registriert. Dafür können sie bei ihren Events aber auch auf die Militärbasen des Landes und dort Bilder machen. Bei nur knapp 1 Million Einwohnern ist dies ein recht exklusiver Club. Ausländische Gäste sollten ausserhalb der Show nicht versuchen Bilder zu machen. Wie anderen Ländern der Region auch ist Spotten hier nicht erwünscht.