Englandtour


(by Richie Becke)

 

Conningsby, Lakenheath und Mildenhall sind große Namen im Bereich der Luftfahrtfotografie. Sie zeugen von Abwechslung, Typenvielfalt und guten Fotomöglichkeiten. Ein ABER gibt es immer wieder mal…

 

Für mich sollte es die erste Luftfahrt-Foto-Tour nach England werden, sie wurde nicht meine letzte, auch wenn sich das Land von seiner regnerischen Seite gezeigt hat und die Erwartungen letztendlich nicht erfüllt wurden.  Wie es bei vielen Planungen so ist, sollte man der Improvisation immer Raum schenken, so auch hier auf dieser Reise. Nach der Landung in London-Heathrow und der Übernahme des Leihwagens war die erste Station auf der Reise der Teil des RAF-Museums, der im Stadtteil Hendon untergebracht ist. Meiner Meinung nach ist das Museum dort gleichwertig mit seinem Gegenstück in Cosford.

 

Das Museum befand sich in der Umbau- und Vorbereitungsphase auf das 100-jährige Jubiläum der Royal Air Force in 2018. Bis dahin soll alles wieder in neuem Glanz erscheinen. Wenn man die Briten kennt, werden sie das Jubiläum in vielerlei Hinsicht gebührend zelebrieren. Ich erwarte viele Sonderbemalungen, Special Events, Feiern und vieles mehr. RAF Hendon bietet auf großem Raum viele Exponate, wobei durch den Umbau viele nicht an ihrem Platz präsentiert wurden, was die Ausstellungsfläche etwas durcheinander erscheinen ließ. Drei Gebäude zeigen die Geschichte der Luftfahrt in vielerlei Facetten. Hier wirkt alles authentisch, nicht so zusammengewürfelt, wie vielerorts. Auf jeden Fall ist das Museum ein guter Start für eine initiale England-Reise.

 

 

 

 

Da sich diese Reise um ein gebuchtes Lancaster-Shooting mit time-line-events gliederte, wurde von London aus nach Norden verlegt. In einem typisch englischen Seebad, namens Skegness, konnte die Unterkunft in Strandnähe bezogen werden. Ein Hotel, dessen morbider Charme einer Zeitreise in die 50er oder 60er Jahre gleichkam. Die Wände der Gänge des Hotels waren mit Erinnerungsstücken an die Zeiten der großen viermotorigen Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg geschmückt. Das Hotel schien eine enge Verbindung zur Luftfahrt zu besitzen, weil sich dort auch Grüße und Dankesschreiben moderner Einheiten aus dem In- und Ausland fanden.

 

Als nächstes stand RAF Conningsby auf der Wunschliste. Dort angekommen sind exzellente Fotogegebenheiten an der Airbase vorzufinden. Auch wenn das Wetter mitspielte, die Fliegerei tat es nicht. Tags zuvor wurde geflogen, was das Zeug hielt, wie uns lokale Enthusiasten berichteten. Solodisplays wurden geübt mit Typhoon, Hurricane und Spitfire. Lezteres brachte die Idee zutage, den BBMF – Battle of Britain Memorial Flight zu besuchen. Deren Liegenschaften befinden sich auf der Basis RAF Conningsby und sind leicht anhand der Beschilderung auszumachen.

 

Ein bis ins Detail liebevoll hergerichtetes Café im Stil der 1950er erwartet den Gast sowie ein gut sortierter Shop.  Den Wartungshangar kann man nur als Teilnehmer einer gebuchten Führung besuchen. Die Begeisterung bei den Gästen und auch bei den Guides konnte man spüren. So ergab sich ein sehr anregendes Gespräch mit vielen Anekdoten aus der Luftfahrt insbesondere im Vergleich zur deutschen Luftwaffe.

 

Das BBMF entstanden aus einer privaten Initiative, hat sich zum Ziel gesetzt, technische Denkmäler, hier Flugzeuge der RAF „airworthy“ zu halten. Im Laufe der Jahre fand das BBMF Unterstützung durch die RAF, in deren Liegenschaften nun aktuell 12 Flugzeuge verschiedener Typen flugfertig gehalten werden. Aktive Piloten und Mechaniker spenden ihre Freizeit, um einen gehörigen Teil britischer Luftfahrtgeschichte am Leben zu erhalten.   

 

Den Hauptanteil des Inventars stellen einige Spitfire, über deren Historie man während der Führung allerlei Wissenswertes erfährt. Zudem befinden sich Hurricane, C-47 Dakota, Chipmunk und ein Lancaster Bomber darunter. Leider sind die Möglichkeiten zum Fotografieren eingeschränkt, einen Besuch ist es trotzdem wert. Der Blick hinter die Kulissen des BBMF, das oft auf Airshows vertreten ist, entschädigte für den Ausfall der Flugaktivitäten.

 

 

 

 

Als nächstes stand das Shooting mit „Just Jane“ auf dem Plan. Der Name sollte sich in großen Lettern am Rumpf eines fast intakten Lancaster B Mk. VII Bombers mit der Kennung NX611 wiederfinden.  Der Bomber ist am ehemaligen RAF Standort East Kirkby stationiert. Hier befindet sich ein privates Museum, das Lincolnshire Aviation Heritage Center, welches zu Ehren eines Bomberpiloten von dessen Brüdern betrieben wird.

 

Neben einer C-47A Skytrain bildet der Avro Lancaster „Just Jane“ die Hauptattraktion des Museums. Ziel ist es den Bomber wieder in die Luft zu bringen. Zurzeit sind nur Taxi-Runs möglich, für die man als Besucher Tickets kaufen kann. Neil Cave und seine Mannschaft von „timeline events“ hatten einen solchen Taxi-Run für eine Gruppe Begeisterter organisiert. Man konnte die Lancaster bei Tageslicht und später in der Dämmerung ablichten, wobei es eine Anzahl von Schauspielern gab, die mit Equipment aus der Zeit des WWII, Szenen darstellten.

 

Zur blauen Stunde wurden die Motoren der „Just Jane“ für die Freunde der Langzeitbelichtung noch einmal angeworfen. Jeder wollte „Propellerscheiben“ fotografieren. Auch wenn die Zeit des „Engine Runs“ etwas kurz bemessen war, sind recht ansehnliche Bilder entstanden. Der Beginn der Reise war zugegeben etwas museumslastig, was dem Enthusiasmus aber keinen Abbruch tat.

 

 

 

 

Ein Besuch des Newark Air Museums war besonders, weil es hier einen Vulcan B2 Bomber gibt, dessen Cockpit man besichtigen kann. Ein Guide dort erklärt dem Besucher alles Wissenswerte über das Flugzeug. Eine besondere Erfahrung, nicht zu vergleichen mit derjenigen, welche die Besatzungen bei ihren langen Flügen in der Enge durchstehen mußten. Es gibt viele Exponate in Hangars und im Außenbereich, alle in einem sehenswerten Zustand. Eine entsprechende Liste ist auf der Website des Museums einzusehen. Der Museumsshop sei denjenigen Lesern empfohlen, die sich mit Modellbau und dem Sammeln von Luftfahrtliteratur befassen.

 

 

 

 

Nach dem Verlegen in ein historisches Hotel in Newmarket, Suffolk konnten die nahe gelegenen Fotomöglichkeiten in Mildenhall und Lakenheath erkundet werden. Die Fliegerhorste liegen nicht weit voneinander entfernt. Zwischenzeitlich hatte ein Daueregen eingesetzt, der zwar die Stimmung etwas beeinflußte, den Drang zu Fotografieren aber nicht. RAF Lakenheath ist zwar eine britische Basis wird aber gänzlich von der USAF Europe genutzt. Es gibt kaum jemanden in der Community, der nicht den Tail-Code LN kennt. Der Platz hat einiges zu bieten, vor allen Dingen viele Flugbewegungen, wenn nicht eine Teil des Geschwaders zu einer Übung in Skandinavien ist.

 

Auf jeden Fall gibt es dort einen Parkplatz für Interessierte. Dort hat man gute Möglichkeiten, den Anflug landender Maschinen der USAF zu fotografieren. Ebenso gute ergaben sich für das Line up der startenden Maschinen.  Obwohl die Belegung reduziert war und das Wetter eher mies erschien, war es möglich, F-15C, F-15D, UH-60 Blackhawk, C-17 Globemaster III und KC-10A Extender zu sehen. Im halbtäglichen Wechsel wurde in Mildenhall oder Lakenheath fotografiert, in der Hoffnung das Wetter würde sich bessern, was es nicht wirklich tat. Der typische englische Regen wurde nur kurz von trockenen Abschnitten unterbrochen.

 

 

 

 

RAF Mildenhall, ebenfalls ein britischer Platz in amerikanischer Nutzung, ist für seine Typenvielfalt bekannt. Die Heimat verschiedenster fliegender Einheiten:

 

  • 100. Air Refueling Wing mit einer Staffel KC-135R Stratotanker, der 351. Air Refueling Squadron
  • 352. Special Operations Group mit zwei Staffeln, der 7.Special Operations Squadron mit CV-22 Osprey und der 67. Special Operations Squadron mit MC-130J Commando II
  • 95. Reconnaissance Squadron mit elektronischen Aufklärungsflugzeugen RC-135 Rivet Joint, welche zum 55. Geschwader auf der Offutt AFB gehören.

 

Von „John´s Field“ auf dem Nook Campsite aus kann man direkt auf die Runway fotografieren. Ein Luxusproblem könnte hier nur die Wahl der richtigen Brennweite sein, die Entscheidung für Weitwinkel oder Zoom ist hier schwerlich zu treffen.  Für ein britisches Pfund pro Person und Tag kann man hier einen Fototag genießen. Wer nicht vom abgestellten Trailer aus fotografieren mag, der sollte sich hier mit einer hohen Leiter ausstatten, um über den Zaun hinweg Bilder zu machen.

 

Die ober aufgeführten Flugzeugtypen wurden auch an den Tagen des Besuches dort geflogen. Zusätzlich waren EP-3E Aries II, C-5M Super Galaxy, C-17 Globemaster III, KC-10A Extender, C-40B Clipper und französiche Alpha Jets sowie britische Tornados, im Flugbetrieb zu bewundern.

 

 

 

 

Es war meine erste England-Tour, wahrlich nicht die letzte. In Kontakt mit vielen lokalen und internationalen Enthusiasten sind viele Hinweise erhalten worden und neue Ideen entstanden. Es wird zu planen sein, was davon umgesetzt werden kann und was letztendlich hier auf dieser website veröffentlicht wird.

 

Allen Beteiligten ein herzliches „Thank you very much“

 

Zum Ausklang der Tour wurde wieder nach London verlegt, wo die Kamera auf Stativ noch ein paar interessante Stunden durch die Stadt getragen wurde bzw. die Stimmung der Stadt „auf Platte gebannt“ wurde.