Auch die 2011 Version des Oldtimertreffens auf der Hahnweide war wieder ein rundum schönes Ereignis. Der Ausflug ins Schwabenländle war zwar nicht geplant, jedoch mußte ich den Flug nach Bulgarien absagen, da mich beim Kofferpacken der Hexenschuß erwischt hatte. Zu meinem Glück waren Warbirds und klassische Doppeldecker wieder reichlich vorhanden und auch die Highlights dieser Veranstaltung, die Flugboote und die Nordatlas standen schon lange auf meiner Wunschliste.
Ein echter Hingucker in diesem Jahr waren die Fieseler Störche und ihre französischen Pendante die Morane Saulnier MS 505. Das Bemerkenswerte ist hier nicht die Höchstgeschwindigkeit, sondern die Mindestgeschwindigkeit von nur 45 km/h. Möglich wird dies durch starre Vorflügel über die gesamte Spannweite und statisch ausgeglichene Schlitzquerruder über die halbe Spannweite.
Die Warbirds lieferten in diesem Jahr eine wirklich gute Show ab. Wir standen einige Male sehr günstig, das uns die Piloten anvisieren konnten. Auch die Nordatlas aus Frankreich war für mich neu. Konnte ich bisher nur einige Exemplare in Museen bewundern, gabs für mich in Kirchheim diesmal ein wares Fest an Raritäten.
Auch zwei YAK 11 waren diesmal vor Ort. Das Flugzeug wurde 1944 entwickelt und gleicht noch einem klassischen Warbird, auch wenn es nicht mehr im II. WK zum Einsatz kam. Flugzeuge dieses Typs gehörten auch 1956 zur Erstausstattung der NVA, wo sie bis 1963 in verschiedenen Aufgaben im Einsatz stand.
Die Hahnweide ist auch immer das Reich der Doppeldecker. Sie sind die Überbleibsel einer Zeit, als Piloten noch wie Stars verehrt wurden und die Fliegerei ein Abenteuer war. Immer gut vertreten sind die Boeing Stearman und die Bücker Jungmann. Letztere stand noch bis in die Mite der 1980´er bei der spanischen Luftwaffe im Dienst.
Aber auch seltene Einzelstücke, wie die Beech 17, ein Geschäftsreiseflugzeug aus den 1930´er trifft man hier. Die Maschine erhielt den Namen Staggerwing, weil ihre Tragflächen nicht übereinander, sonder wie eine Treppe versetzt angeordnet waren. Aufgrund dieser Anordnung konnte die Maschine nicht überzogen werden, da der Luftstrom niemals an beiden Flächen abreißen kann.
Sie wurde in Manufakturbauweise speziell nach den jeweiligen Kundenwünschen bei Beechcraft gefertigt. Da dies jedoch extrem teuer war, wurde die Produktion 1948 zugunsten der Bonanza eingestellt. Die Beech 17 stand auch bei US Navy, US Army und der Royal Air Force im Dienst. Heute gibt es noch rund 160 flugbereite Exemplare weltweit.
Schon vor dem II. Wk begann das Zeitalter der Tiefdecker in Ganzmetallbauweise. Ein bedeutender Konstrukteur dieser Flugzeuge war Tubal Claude Ryan, der eine ganze Reihe von Tiefdeckern entwickelte, die bei der US Navy und dem Army Air Corps als Trainer zum Einsatz kamen. Sein berühmtester Entwurf ist der der PT 22, von der fast 1300 Stück gebaut wurden.
2011 kam ihr Vorgänger die Ryan STA auf die Hahnweide. ST steht hier für "Sports Trainer Advanced". Der Entwurf stammt aus dem Jahr 1935 und gegenüber dem Erstwurf, der ST kam hier ein 125 PS Menasco C-4 Motor zum Einsatz.
Eine Besonderheit unter den Gästen stellte auch die EKW C-3605 dar. Das Flugzeug wurde als Schleppflugzeug für die schweizer Luftwaffe in den 1960´er Jahren entwickelt. Sie ist eine Weiterentwicklung der C-3603, die noch aus dem II. WK stammt. In der 1,82 m lange Nase verbirgt sich der Lycoming T53 Turbomotor, der das Flugzeug auf 560 km/h beschleunigen kann. Insgesamt wurden 24 Stück C-3603 zu diesem wirklich spektakulären Flieger umgebaut.
Großer Beliebtheit erfreuen sich Rundflüge in historischen Verkehrsmaschinen. Ein häufig anzutreffendes Muster ist die Max Holste Broussard, die bis zu 5 Passagiere transportieren kann. Ihr Pratt & Whitney 9-Zylinder Sternmotor ist weithin hörbar. In der Nachkriegszeit reiste man mit der De Havilland DH.104 Dove in den Urlaub. Sie war Nachfolgerin der Dragon Rapid und bot bis zu 9 Passagieren Platz.
Der zweimototrige Tiefdecker flog in den 1950´er Jahren auch für die LTU in deren Farben noch heute die D-INKA betrieben wird. Insgesamt wurden 542 Dove´s gebaut, davon 140 fürs Militär. In der ehemaligen DDR begann nach dem Krieg der Aufbau der "Deutschen Lufthansa" unteranderem mit der Antonov AN 2, die heute noch in großer Stückzahl in Europa vorhanden ist. Sie ist der größte einmototrige Doppeldecker der Welt und wurde bzw. wird noch in mehreren Luftwaffen verwendet.