Im Mai 2011 ging es auf Rundfahrt durch Frankreich. So startete unsere Tour am Wochenende in Paris CDG und Le Bourget, bevor es zum letzten Mal nach Reims ging. Dort wurden an diesem Tag die ersten sechs Mirage F-1 ausgeflogen.
Nach einer langen Fahrt in Richtung Süden erreichten wir Avignon, die Stadt der Päpste, sie hat für den Besucher viel zu bieten. In der Umgebung laden die Ardeche zur Kanutour ein oder man begibt sich auf die Spuren der Römer. Wer mal alles hinter sich haben will, dem sei die Chartreuse de Valbonne empfohlen, ein ehemaliges Kloster, das heute Hotel und Weingut ist. Unser luftfahrttechnischer Schwerpunkt war die BA 115 Orange mit ihren Mirage 2000, sowie Marseille-Marignane mit dem Eurocopterwerk.
Paris Charles de Gaulles ist flächenmäßig einer der größten Flughäfen Europas. Genaugenommen handelt es sich um zwei Flugplätze, die durch 4 Taxiways verbunden sind. Für das Spotten benötigt man hier eine schriftliche Genehmigung der örtlichen Polizeibehörde. Der Platz offeriert eine ganze Reihe interessanter Punkte. Ich favorisiere vormittags die Südbahn am Concord-Denkmal oder die Brücke neben Meteo France an der Nordbahn. Abends kann man eine ansprechende Anzahl an FedEx-Frachtern an der Nordbahn erlegen, wenn die Sonne über die Centerline gezogen ist.
In Le Bourget kann man vom Museum aus fotografieren oder man fährt die vielen kleinen Sackgassen zwischen den Hangaren ab. Im Anflug ist es schwierig einen Parkplatz zu ergattern. Auch hier wird die oben genannte Genehmigung benötigt. Da man jedoch in Le Bourget selten längere Zeit verweilt, ist die Chance in eine Kontrolle zu kommen eher gering. Die Motive von den Privatjets lohnen sich immer, da aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt eine hohe Rotation bei den Fliegern vorhanden ist.
Im Juni 2011 kam das Ende für Reims als Militärflugplatz. Es bedeutete auch das Ende der Mirage F-1 im Frontline-Einsatz bei der Armee de l´Air. Einige Exemplare fliegen noch bei der Test- und Erprobungsstaffel in Mont de Marsan. Wir fuhren am 23. Mai 2011 hin, da an diesem Tag die ersten Maschinen verlegen sollten. Für mich war es auch die letzte Tour zur BA 112. Der Flugverkehr war angesichts der 12 noch vorhandenen Maschinen gut.
In den letzten drei Jahren waren die Bedingungen für Fotografen exzellent. Der Zaun hatte schon große Löcher und die örtliche Gendarmerie war sehr tolerant gegenüber Spottern. Nach der Schließung von Colmar waren in Reims 3 Staffeln der Mirage F-1 stationiert, dies sorgte für einen guten Flugverkehr. 2009 kam dann für die Normandie-Njemen das vorläufige Ende. Sie wird derzeit in Mont de Marsan neu aufgestellt und erhält den AMD Rafale als Einsatzmuster.
Nach rund 800 km erreichten wir Orange im Herzen der Provence. Orange liegt rund 20 km nördlich von Avignon und beheimatet die EC 02.005 "Ile de France" mit ihren Mirage 2000B und C. Aus Sicht des Fotografen herrschen hier geradezu paradiesische Zustände. Die Piloten sind mit den Locals befreundet und der Kommandant der örtlichen Polizei ist selbst Spotter. Die Motive, besonders am Nachmittag, sind grandios und die Piloten geben sich alle Mühe, ihren Teil zum Gelingen eines guten Bildes beizutragen.
Am Vormittag geht man am Besten gegenüber des Towers an die Landstrasse. Eine Leiter wird nicht benötigt, die startenden Maschinen sind bereits über dem Zaun und nach der Landung ist die Zaunmaschung groß genug, um hindurch zu fotografieren. Den Nachmittag verbringt man im kleinen Weinberg hinter dem QRA-Shelter. Je nach Standort kan man das Motiv mit den Bergen im Hintergrund variieren. Bald wird Orange wohl das letzte Refugium der Mirage 2000 sein, da bis 2020 nur noch Rafale fliegen sollen.
Die BA 125 ist eine der größten Militäreinrichtungen der französischen Luftwaffe und voll mit Fliegern. Soweit die Theorie. Bei unserem Aufenhalt sahen wir genau einen dort beheimateten Hubschrauber und einen Alphajet. Die Mirages waren entwerden beim TLP, auf dem Baltikum oder irgendwo über Lybien. Statt der eigenen Tanker flogen Maschinen aus Mildenhall von der 100th ARW. Jedoch konnten wir die Positionen gut austesten und stellten fest, dass die Westanflüge doch deutlich besser sind als die von Osten her, da man den Platz sieht und sich orientieren kann. Ansonsten kann ich hier nicht viel mehr berichten, da es ja sehr ruhig war.
Direkt am Ufer einer Bucht liegt der Flughafen von Marseille. Die Stadt ist nicht gerade eine Perle der Mittelmeerküste und hat stark mit den Auswirkungen der illegalen Migration aus Nordafrika zu kämpfen. Dies erklärt auch, das die Front National die Stadt seit vielen Jahren mit absoluter Mehrheit regiert. Auf dem Flughafen befindet sich das Auslieferungszentrum von Eurocopter France und der Hauptteil des französischen Werkes. Wenn man Glück hat fliegen die Helis nach dem Testflug direkt an der Fotoposition vorbei.
Diese befindet sich auf einem Berg am östlichen Ende der Bahn und bietet eine wunderschöne Perspektive bis in den späten Vormittag hinein. Der Flugverkehr bietet einige Überraschungen, wie die ATR der Air Algerie oder die ATP Frachter des West Air, welche sich hier auch bei Tageslicht bewegen. Aufgrund der Nähe zu Korsika, trifft man große Teile der Flotte der CCM bzw. Air Corsica. Von Marseille aus patroullieren die CL-415 der Securite Civile für den Bereich der Cote d´Azur. Östlich der Stadt liegt noch ein kleiner GAT-Platz, der von Eurocopter gerne für Testflüge genutzt wird.
Wer Hubschrauber mag und es etwas ruhiger bevorzugt, dem sei Valence empfohlen. Der Platz liegt rund 70 km nördlich von Orange und ist sowohl in ziviler , als auch militärischer Nutzung. Die ALAT unterhält hier ein Testzentrum, weshalb von jedem aktuellen Muster auch ein Exemplar vorhanden ist. Der zivile Teil besteht aus einem kleinen Terminal für GAT und mehreren Hubschraubercharterfirmen. Wenn man die einzelnen Hangare abgefahren ist, kann man sich getrost neben dem militärischen Teil unter einem der Apfelbäume niederlassen und abwarten. Viel passiert nicht, aber die Helis von hier kriegt man nirgendwo anders.